

Die grenzübergreifende Europaregion Viadrina ist eine ERINNERUNGSLANDSCHAFT von besonderem Wert, in der vor allem das 20. Jahrhundert tiefe Narben hinterlassen hat. Das Wüten des Dritten Reiches, des Zweiten Weltkrieges und die nachfolgenden Zwangswanderungen für Millionen Polen und Deutsche sind an vielen Orten sichtbar und werden wachgehalten. Danach hat der Kalte Krieg seine Marken in die Landschaft gesetzt und schließlich erzeugt der friedliche europäische Einigungsprozess neue Erinnerungsorte. Aber auch Jahrhunderte vorher hat diese Region ein erinnerungswürdiges Kulturerbe geformt, das nicht verloren gehen darf.
Die Gedenkstätten Seelower Höhen und Martyriumsmuseum Slonsk, die zerstörte Altstadt von Küstrin/Kostrzyn sind ebenso bedeutende Erinnerungsstätten wie die Spuren der Preußen, der Industrialisierung, der Landgewinnung oder der Naturkatastrophen. Die ehemalige Grenzübergangsstelle Küstrin/Kostrzyn erzählt die jüngste Geschichte Europas.
Mit dem Förderprojekt „Stätten der Erinnerung Oder-Warthe“ verfolgen die Projektpartner Stadt Seelow (Leadpartner), Stadt Kostrzyn nad Odra und Gemeinde Slonsk das Ziel, die einzigartige Erinnerungslandschaft in der Europaregion Viadrina oder Oder-Warte-Region gemeinsam zu pflegen, zu stärken und als besonderes Merkmal auch touristisch in Wert zu setzen.
Erinnerung bezieht sich hier auf drei zeitliche Epochen:
- den "gemeinsamen historischen Kulturraum" beiderseits der Oder,
- den "Schicksalsraum" der unmenschlichen NS-Zeit und ihrer Folgen sowie
- den "Begegnungsraum" als Aufbruch in friedlicher Nachbarschaft zu einem geeinten Europa.
Durch drei Investitionsprojekte (Bahnhofsgebäude Seelow (Mark) in Seelow, ehemaliges Kulturhaus in Slonsk und Villa Wagner in Kostrzyn nad Odra) wird das Erlebnisangebot Erinnerungsstätten erweitert und eine grenzübergreifende Verbindung zwischen Dokumentation, Kommunikation und Aktion geschaffen. Dadurch entstehen zentrale neue touristische Anlaufpunkte für die kulturtouristische Marke, über die Besucher informiert und in die Region gelenkt werden können.
Die Investitionsprojekte ergänzen sich gegenseitig und schaffen eine neue Qualität im aktiven Erleben und Lernen, Dokumentieren und Kommunizieren zur jüngeren Geschichte der Region. Das richtet sich vor allem an heranwachsende Generationen mit verändertem Kommunikationsverhalten und neuen Ansprüchen an die Informationsvermittlung.
Primäres Projektziel ist die Steigerung der Besucherzahlen im Kulturraum Oder-Warthe durch die Entwicklung und Vernetzung von grenzübergreifenden touristischen Angeboten zum Thema „Erinnerungsstätten“.
Die im Projekt geplanten Maßnahmen sollen unter anderem die touristischen Angebote vorhandener Erinnerungsstätten stärken, ergänzen, thematisch vernetzen und unter der neuen grenzübergreifenden touristischen Marke „Stätten der Erinnerung Oder-Warthe“ überregional vermarkten. So wird die Marktpräsenz und Besucherwirksamkeit aller Stätten erhöht, mit wirtschaftlichen Effekten für die Beteiligten.
Der Geschichts- und Heimatverein Gusow-Platkow e.V. ist an der Ausgestaltung des Bahnhofs Seelow beteilift und konzipiert und leitet die künftige Ausstellungsflächen inhaltlich.
Am 5. März 2019 fand im Schweizerhaus Seelow die erste Projektkonferenz statt: Report zur ersten Projektkonferenz.
Das Projekt wird gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, Kooperationsprogramm für grenzüberschreitende Zusammenarbeit (INTERREG VA BB-PL 2014-2020). Lead-Partner ist die Stadt Seelow. Die Projektlaufzeit endet voraussichtlch im Juni 2021.